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Einführung und Definition des Begriffes "Naturvölker"

Die Insel Neuguinea ist mit 805.800 km2 nach Grönland die zweitgrößte Insel der Erde. Zwei Staaten teilen sich die Insel, nämlich Indonesien und das erst 1975 unabhängig gewordene Papua-Neuguinea. Irian Jaya, Gegenstand der weiteren Ausführungen, umfaßt die westliche Hälfte der Insel und ist indonesisches Staatsgebiet.

Irian Jaya weist mit einer Größe von 421.981 km2 ungefähr 22% der indonesischen Landfläche auf und ist flächenbezogen die größte Provinz des Inselstaates Indonesien. Dabei wird diese Provinz von nur 1,7 Millionen Menschen bewohnt, was einem Anteil von weniger als 1% der Gesamtbevölkerung des Archipels entspricht.

Die Ursachen dieser geringen Bevölkerungszahl sind in erster Linie in der außergewöhnlichen Topographie sowie in der weltweit wohl üppigsten Vegetationsbedeckung zu suchen, die Irian Jaya zu einer der undurchdringbarsten Gegenden der Erde machen. Es finden sich dort zerklüftete, schroffe Hochgebirgsketten neben großflächig versumpften Tiefländern. Der tropische Regenwald bedeckt fast überall diese Landflächen, so daß die Undurchdringbarkeit Irian Jayas dadurch noch gesteigert wird.

Aufgrund dieser natürlichen Gegebenheiten konnten die dort lebenden Naturvölker in ihrer räumlichen Isolation länger unberührt von den Einflüssen anderer Zivilisationen leben als die Mehrzahl der anderen Naturvölker der Erde. Wegen der hieraus resultierenden weitgehenden Bewahrung einer eigenen Kultur und Zivilisation ist Irian Jaya auch heute noch das erklärte Forschungsgebiet von Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachrichtungen.

Die Stämme der Hochland-Papuas waren im Laufe ihrer Geschichte völlig von der Außenwelt isoliert, was einerseits in den naturräumlichen Gegebenheiten, andererseits in dem feindseligen Verhalten zu ihren Nachbarn begründet war. Gleichzeitig waren die Hochland-Stämme wirtschaftlich autark und somit unab-hängig von Handelsbeziehungen mit Bewohnern des Tieflandes und der Küstengebiete. Somit kamen auch keine engeren Kontakte mit den Bewohnern des Tieflandes und der Küstenregionen zustande. Nur vereinzelte Handelskontakte zur Tieflandbevölkerung kamen durch Tauschhandel zuwege. Die Waren gelangten über mehrere Zwischenstationen ins Hochland, so daß die Hochland-Papuas letztlich keine Kenntnis von den Bewohnern des Tieflandes und der Küstengebiete hatten. Gleicherweise war den Bewohnern der Küstengebiete die Existenz einer Bevölkerung im Hochland unbekannt.

1938 startete der Amerikaner R. Archbold zu einem Erkundungsflug in das Hochland und entdeckte das Baliem-Tal, benannt nach dem Fluß Baliem, welcher das Tal durchfließt. Erst in den 50er Jahren kamen Europäer, Missionare und niederländisches Militär in das Hochtal (Irian Jaya war zu dieser Zeit noch niederländische Kolonie). Seit dem Einzug der Weißen in das Hochtal, also in einem relativ kurzen Zeitraum, vollzogen sich bis heute erhebliche Veränderungen der Lebensbedingungen der Ureinwohner. Da die Papuas seit Jahrtausenden auf einem niedrigen technischen Niveau stehen, das von den Wissenschaftlern als steinzeitlich eingestuft wird, können die Ureinwohner diese Veränderungen nur sehr langsam nachvollziehen; entsprechend schleppend verläuft die geistige und psychische Verarbeitung der Probleme, die sich aus besagten Veränderungen ergeben.

Aufgrund der ethnischen Vielfalt in Irian Jaya ist es nicht möglich alle, dort lebenden Naturvölkerstämme tabellarisch zu erfassen. Viele Stämme konnten bisher völkerkundlich noch nicht eingeordnet werden. Die von mir untersuchten Stämme gehören den Grand Valley-Dani sowie den Yali des Pass-Valley-Gebietes an. Für die Untersuchungen erschien mir eine vergleichende Beschreibung zweier Papua-Stämme des Baliem-Tals am geeignetsten, deren Berührung mit westlicher Zivilisation unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

Zum einen erstrecken sich meine Untersuchungen auf den Stamm der Dani, der schon seit über 30 Jahren und damit von allen Hochland-Stämmen in Irian Jaya am meisten mit der westlichen Zivilisationsgesellschaft konfrontiert wird. Dieser Stamm ist der wohl am meisten erforschte in Irian Jaya, da seit Mitte der 60er Jahre eine große Anzahl von Wissenschaftlern in deren Gebiet kam um diesen, in den 60er und 70er Jahren noch vielerorts auf neolithischem Niveau lebenden Stamm zu studieren. In den 90er Jahren hat jedoch ein starker kultureller Wandel die Dani erfaßt, und deren Ankoppelung an die moderne Gesellschaft vollzieht sich erstaunlich schnell.

Zum anderen bezieht sich der weitere Teil der Untersuchungen auf den Stamm der Yali. Dieser Stamm ist räumlich vom Zentralgebiet der Dani isoliert und ist somit weniger stark von den Veränderungen durch die moderne Gesellschaft betroffen. Aber auch hier finden Umwälzungsprozesse statt, die nicht mehr aufzuhalten und irreversibel sind.

An dieser Stelle soll eine Erläuterung des Begriffes "Naturvölker" angefügt werden. Die sinngemäße Definition nach J. F. THIEL (1992, S. 3)lautet:

Ein Naturvolk ist ein Volk, welches in einem graduell stärkeren Maße von der Natur abhängig ist als ein Hochkulturvolk. Ein Naturvolk zeichnet sich dadurch aus, daß es sich weitgehend an die Natur anzupassen versteht.

Zur Verdeutlichung der Definition sollen Beispiele aus dem Kulturbereich der Hochland-Papuas angeführt werden:

o Zum Abdecken ihrer Häuser benutzen sie trockenes Gras, das zuvor mit Schweinefett imprägniert wurde.

o Werkzeuge werden aus natürlich vorkommenden Materialien hergestellt (Steinäxte).

o Kleidung wird aus Schilfgräsern hergestellt.

o Nutzung des Naturraumes ohne ihn zu zerstören.


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